| Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung | 24. - 26.10.2025 | Winterbach |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 4.2.1. Besitzer*innen (FINTA*, 3x) |
| Antragsteller*in: | Kim Helfsgott |
| Status: | Eingereicht |
| Angelegt: | 14.10.2025, 13:06 |
BEW10: Kim Helfsgott
Dein Bewerbungstext
Ihr Lieben!
Wir leben in einer Zeit, in der sich Krisen überlagern und rechter Hass wieder lauter wird. Angst, Wut und Ohnmacht prägen den Alltag vieler junger Menschen. All das sind Dinge, die die mentale Gesundheit massiv belasten, und trotzdem wird diese dabei immer noch tabuisiert.
Psychische Erkrankungen werden kleingeredet, unsichtbar gemacht oder ignoriert. Menschen warten mehrere Monate, bis hin zu Jahren auf Therapieplätze – und die Politik sieht dabei zu.
Wer ich Bin:
Ich bin Kim, 19 Jahre alt, nutze die Pronomen sie/ihr und studiere seit September Psychologie an der Universität Mannheim.
Mein Ziel ist es, Psychotherapeutin zu werden. Seit der Reform des Psychotherapeutengesetzes 2020 führt der Weg dorthin über ein fünfjähriges Studium und eine ebenso lange Ausbildung, vorausgesetzt, ich studiere in der Regelstudienzeit.
Ich nehme diesen Weg aus Überzeugung auf mich, doch das System steckt voller Probleme: Kliniken sind chronisch unterfinanziert, es fehlen Weiterbildungsplätze und faire Löhne. Absolvent:innen arbeiten oft jahrelang für wenig Geld.
Die Folge: ein gravierender Mangel an Psychotherapeut:innen, obwohl rund ein Drittel der Bevölkerung psychische Probleme hat.
Mentale Gesundheit braucht soziale Arbeit:
Psychische Gesundheit wird in der Politik noch immer als Nebenthema behandelt. Es fehlen Mittel für Prävention, Aufklärung und Forschung, während soziale Einrichtungen und Jugendhilfe immer stärker unter Druck geraten. Dabei sind genau sie das Rückgrat einer gesunden Gesellschaft: Sie schaffen Orte, an denen Menschen gesehen, gehört und unterstützt werden, bevor Krisen eskalieren.
Soziale Arbeit leistet Prävention, wo Therapie oft erst eingreifen kann. Sie fängt Kinder und Jugendliche auf, die sonst durchs System fallen.
Sie vermittelt Perspektiven, wo Hoffnung fehlt - und sie baut Gemeinschaft auf, wo Isolation droht.
Soziale Arbeit ist Demokratieförderung:
Ob Armut, Wohnungslosigkeit oder Diskriminierung, soziale Notlagen hinterlassen Spuren in der Psyche. Wer täglich um Sicherheit, Anerkennung oder Zugehörigkeit kämpfen muss, verliert irgendwann das Vertrauen in sich und in die Gesellschaft. Viele rechtsextreme Strukturen entstehen dort, wo diese sozialen Netze fehlen, wo Isolation, Perspektivlosigkeit und Ohnmacht letztendlich in Wut umschlagen.
Genau hier beginnt die Aufgabe sozialer Arbeit: Sie baut Brücken, wo Menschen sich entfremdet haben, und schafft Räume, in denen Dialog, Bildung und Empathie wachsen können. Indem sie Teilhabe ermöglicht, Menschen stärkt und ihnen hilft, sich selbst und andere zu verstehen, wirkt sie Ausgrenzung und Hass direkt entgegen.
Wer soziale Arbeit schwächt, überlässt den Extremisten das Feld.
Wir als linker Jugendverband dürfen das nicht hinnehmen. Wir müssen diese Ungerechtigkeit an der Wurzel bekämpfen: durch Solidarität statt Konkurrenz, durch Umverteilung statt Sparpolitik, durch Strukturen, die Menschen schützen statt ausgrenzen. Echte Gleichheit bedeutet, dass niemand zurückgelassen wird.
queere Perspektiven in der sozialen Gerechtigkeit:
Als queere Person erlebt man oft zusätzliche Belastungen - durch Diskriminierung, Ausgrenzung und gesellschaftlichen Druck.
In vielen Bereichen unseres Sozialsystems fehlt noch Sensibilität: Queere Menschen müssen ihre Identität oft erklären oder verstecken, um ernst genommen zu werden.
Für mich ist klar: soziale Politik muss inklusiv, queer und diskriminierungskritisch gedacht werden.
Das heißt: mehr Awareness in der Ausbildung von Psychotherapeut:innen, mehr Sichtbarkeit queerer Lebensrealitäten in der sozialen Arbeit und Strukturen, die alle Menschen gleichermaßen erreichen, unabhängig von Identität oder Orientierung.
politisches Versagen im sozialen Bereich:
Die Missstände im Gesundheitssystem, die Überlastung sozialer Arbeit und die mangelnde Sensibilität gegenüber Vielfalt sind keine Zufälle - sie sind politisch gemacht. Statt in Prävention und psychische Gesundheit zu investieren, wird gespart, verschoben und verdrängt.
So entsteht ein Teufelskreis: Menschen werden krank durch ein System, das sie gleichzeitig für ihre Schwäche verantwortlich macht.
Mentale Gesundheit ist aber kein individuelles Problem, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe.
Wenn Teilhabe fehlt, dann verlieren Menschen das Vertrauen - in sich, in andere und in die Demokratie. Deshalb ist jede politische Entscheidung, die soziale Strukturen schwächt, auch eine Entscheidung gegen die seelische Gesundheit einer ganzen Gesellschaft.
linken Aktivismus durchsetzen:
Wir dürfen dieses politische Versagen nicht hinnehmen, sondern müssen mentale Gesundheit endlich als das begreifen, was sie ist: politisch.
Denn linke Politik bedeutet Fürsorge, Solidarität und gleiche Chancen - und richtet sich gegen ein System, das Profit über Menschen stellt.
Wir brauchen eine Bewegung, ...
... die nicht schweigt, wenn Menschen zusammenbrechen.
... die fordert, dass Teilhabe kein Luxus, sondern Grundrecht ist.
... die soziale Arbeit als das versteht, was sie ist: Demokratieförderung.
Für eine Gesellschaft, die zuhört statt urteilt.
Für Strukturen, die heilen statt brechen.
unser Verband im kommenden Jahr:
Auch in unserem Verband hat das Thema mentale Gesundheit bisher zu wenig Sichtbarkeit.
Ich möchte Bildungsarbeit stärken, Workshops umsetzen und mit diesen in die Kreisverbände gehen. Ins Gespräch gehen mit Psychologie-Verbänden und Akteur:innen der Sozialen Arbeit, um zu verstehen, was sie von uns brauchen und wie wir gemeinsam laut werden können.
Wir müssen uns organisieren, Banden bilden und diesem Thema endlich eine Mehrheit auf der Straße geben.
Ich möchte mich mit euch für eine Gesellschaft einsetzen, die Fürsorge lebt.
Für mentale Gesundheit als Menschenrecht.
Ganz liebe Grüße, bis zur nächsten LMV <3
eure Kim
Ich heiße Kim,
benutze die Pronomen sie/ihr und bin Psychologiestudentin an der Universität Mannheim.
In der Grünen Jugend bin ich aktiv im Wahlkampfteam zur Landtagswahl 2026 und im Social Media Team des Bundesverbandes
meine Themen: soziale Gerechtigkeit und mentale Gesundheit
Weiterbildung für angehende Psychotherapeut:innen verbessern
soziale Ungleichheit im Behandlungssystem beenden
soziale Arbeit als Demokratieförderung verstehen
inklusive Strukturen schaffen
Bildungsarbeit zu mentaler Gesundheit im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit fördern
Aktivismus auf der Straße umsetzen