| Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung | 24. - 26.10.2025 | Winterbach |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 4.2.1. Besitzer*innen (FINTA*, 3x) |
| Antragsteller*in: | Maike Hipp |
| Status: | Eingereicht |
| Angelegt: | 22.10.2025, 20:12 |
BEW13: Maike Hipp
Dein Bewerbungstext
Ihr Lieben,
alltägliche Krisen, wie die rassistischen Aussagen von Friedrich Merz oder dem "Hunger Games"-artigen Losverfahren für die Bundeswehr sind schon belastend genug. Hinzu kommen zahlreiche strukturelle Hürden, mit denen junge Menschen täglich zu kämpfen haben. Unsere Aufgabe als Verband ist es, diese Hürden abzubauen und genau dafür möchte ich mich auch im nächsten Jahr einsetzen. Seit einem Jahr darf ich nun für euch im Landesvorstand aktiv sein und habe noch Energie für ein weiteres. Es gibt Themen, die im letzten Jahr noch nicht genug Raum bekommen haben, die aber weiterhin Aufmerksamkeit und Einsatz brauchen.
Teilhabe darf nicht vom Geldbeutel abhängen!
Ich bin selbst ein Arbeiterkind. Ich musste immer neben Schule und Studium arbeiten.
Im letzten Jahr konnte ich mein Amt überhaupt nur ausüben, weil ich nicht an der Uni sein musste und mehr arbeiten konnte. Dieses Jahr habe ich ein duales Studium begonnen. Das bedeutet: Ich muss nicht mehr nebenbei arbeiten, weil mein Studium bezahlt wird. Das verschafft mir mehr Zeit und finanzielle Sicherheit.
Mein Amt als Beisitzerin im Landesvorstand konnte ich also nur ausüben, weil ich es mir leisten konnte. Doch das ist keine Selbstverständlichkeit. Ehrenamt ist ein Luxus, den sich nicht alle leisten können. Es gibt eine „Gläsernes Decke“, die viele nicht durchbrechen können. Das liegt oft an Zeit und Geld: Wer neben der Ausbildung oder dem Studium arbeiten muss, um über die Runden zu kommen, hat nicht jede Woche Zeit, zu GJ-Veranstaltungen zu kommen.
Gerade Menschen aus ärmeren Haushalten werden dadurch ausgeschlossen, obwohl genau ihre Perspektiven in der Politik fehlen. Perspektive, die zeigen, dass es kaum noch möglich ist, ohne elterliche Unterstützung zu studieren. Oder dass Menschen mit weniger Geld schlechtere Chancen im Leben haben.
Um ihre Perspektive sichtbar zu machen, möchte ich mich weiterhin bei uns im Verband einbringen. Ich möchte die GJ freundlicher und barriereärmer gestalten: für Azubis, für Arbeiterkinder und für Jugendliche aus einkommensschwachen Familien. Unsere Strukturen müssen sich ändern, damit Teilhabe wirklich für alle möglich wird!
Das funktioniert zum Beispiel durch Bildungsangebote, die man asynchron besuchen kann. Auch eine feste Jahresplanung, die früh bekannt gegeben wird, hilft arbeitenden Menschen, wichtige Veranstaltungen rechtzeitig einzuplanen.
Auch unsere Sprache macht einen Unterschied: Viele unserer Texte sind unglaublich akademisch und dadurch schwer verständlich. Und genau hier entsteht eine große Hürde. Die Scham, etwas nicht zu verstehen, nicht teilnehmen zu können oder sich etwas nicht leisten zu können, ist ein erdrückendes Gefühl!
Scham und Armut hängen oft zusammen – aber niemand sollte sich schämen müssen, weil er oder sie kein Akademikerkind ist oder sich etwas nicht leisten kann. Deshalb möchte ich noch offensiver auf unsere finanziellen Unterstützungsangebote aufmerksam machen und mich dafür einsetzen, dass wir noch mehr auf einfache Sprache achten.
Gerechte Bildung für alle!
In meinem Studium als Studentin mit Nicht-Akademikereltern ist mir noch einmal klar geworden, wie sehr der soziale Hintergrund über den Bildungserfolg entscheidet. Die aktuellen Zahlen machen wenig Hoffnung: Von 100 Grundschüler*innen ohne akademisches Elternhaus machen 20 ihren Bachelor-Abschluss. Bei Akademikerkindern liegt die Zahl bei 64.
Diese Ungleichheit lässt sich schon auf Landesebene verbessern. Wenn man bereit ist, Geld in alle Schulen zu investieren und nicht nur vorbildlichen und preisgekrönten Schulen zu versprechen. Dazu gehört, dass Kommunen mehr Geld bekommen, um Schulen zu sanieren. Denn niemand sollte in kaputten Gebäuden lernen müssen. Auch die Studierendenwerke brauchen mehr Mittel: für Wohnheime, für mehr Ansprechpersonen und damit niemand im BAföG-System monatelang auf eine Antwort warten muss. Dazu gehört auch, die Studiengebühren abzuschaffen, die das Land immer noch von ausländischen Studierenden verlangt.
Ebenfalls dürfen die Soziale Arbeit und soziale Projekte nicht von Regierungen abhängen. Kein Projekt, das Kindern hilft, sollte um seine Existenz bangen müssen, nur weil ein Wahljahr bevorsteht. Denn gerade diese Projekte fangen diejenigen auf, die die Politik oft vergisst!
Mit der Landtagswahl vor uns und dem bald anstehenden Landtagswahlprogramm, müssen wir in genau diesen Bereichen Druck machen. Die Grünen dürfen die Jugend und ihre Probleme nicht weiter ignorieren. Ich will auch im nächsten Jahr dafür kämpfen und so lange diskutieren, bis endlich ankommt, dass wir in der Bildung mehr machen müssen.
Nicht nur dann, wenn mal wieder eine PISA-Studie schockierende Ergebnisse liefert.
Das sind die Themen, die mich bewegen und für die ich weiter kämpfen möchte. Auch wenn das manchmal lange Nächte und frühe Morgen bedeuten kann.
Ich möchte weiterhin eine Stimme sein für Arbeiterkinder, für alle, die nebenbei arbeiten müssen und trotzdem nicht wissen, wie sie am Monatsende über die Runden kommen.
Ihr Lieben,
bleibt feministisch, antifaschistisch – und findet Friedrich Merz weiterhin scheiße.
Wir sehen uns in Winterbach!
Maike
Über mich:
Maike Hipp
Pronomen: sie/ihr
25 Jahre alt
Aktuell: Duales Studium Soziale Arbeit
Politische Themen: Soziale und Bildungsgerechtigkeit
Politisches Engagement:
2022-2024: Schatzmeisterin GJ Tübingen
2024: Delegierte für EGP Congress
2024-2025: Beisitzerin im Landesvorstand der GRÜNEN JUGEND Baden Württemberg
Seit 2025: Sprecherin LAG Bildung bei den Grünen
Fragen gerne an:
mail: maikehipp00@gmail.com
instagram: itsmemaike