Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung | 9. - 11.5.2025 | Filderstadt |
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Tagesordnungspunkt: | 3 Mehr Mut zur Jugend - Politik nur mit uns! |
Antragsteller*in: | Landesvorstand GRÜNE JUGEND Baden-Württemberg (Beschluss vom 28.3.2025) |
Status: | Eingereicht |
Antragshistorie: | Version 15 |
A5: 4. Bildungsgerechtigkeit für Baden-Württemberg
Antragstext
Gerade das Bildungssystem betrifft viele junge Menschen jeden Tag. Deshalb
brauchen wir ein Bildungssystem, das junge Menschen unabhängig von sozialer
Herkunft, finanzieller Situation oder Wohnort fördert. Aus diesem Grund fordern
wir gut ausgestattete Schulen, ausgebildete Lehrkräfte, fortlaufend
aktualisierte Lehrpläne, die auf die aktuelle Entwicklungen angepasst sind und
leistungsdiverse, inklusive Schulformen für alle.
Dazu gehören für uns verpflichtendeFortbildungstage für Lehrkräfte, die diese
regelmäßig in Klimabildung, Digitalisierung, Demokratiebildung, Sonderpädagogik
und mentaler Gesundheit schulen. Dabei ist darauf zu achten, dass diese
Fortbildungen nicht zu einer zusätzlichen Belastung werden. Das Lehramtsstudium
muss attraktiver und gerechter gestaltet werden. Dazu bedarf es zwingend der
Ausweitung der dualen Lehramtsstudiengängen, welche künftig auch für
Studienanfänger*innen ohne Bachelorabschluss angeboten werden sollen. Alle
Lehrkräfte, egal welcher Schulart, sollen gleichwertig und gerecht bezahlt und
alle Lehramtsstudiengänge gleichgestellt werden, um den Beruf attraktiver zu
machen. So müssen bspw. Grundschullehrkräfte in die Besoldungsstufe bzw.
Entgeltstufe A13 (Beamte) / E13 (Angestellte) eingestuft werden. Außerdem
sollten die Stundendeputat der Lehrkräfte orientiert an den Nachbarbundesländern
abgesenkt werden, um eine weitere Abwanderung von Lehrkräften speziell in
Grenzregionen (Ost-Württemberg, Nord-Württemberg) zu verhindern.
Kriterienkataloge für Referendariatsprüfungen sollen als Standard festgelegt
werden, um eine willkürliche Notenvergabe zu verhindern. Die Lehrprobe als
Prüfungsformat ist aus der Zeit gefallen und muss grundsätzlich hinterfragt und
überarbeitet werden. Bei Referendariaten müssen Studierende durch sehr
kurzfristige Ortszuteilungen in kurzer Zeit ein komplett neues Lebensumfeld
aufbauen. Um das zu vereinfachen, muss es zum einen mindestens zwei flexible
Einstiegstermine für das Referendariat geben, die an das Semesterende angepasst
sind und zum anderen müssen Mitteilungen mindestens sechs Monate im Voraus
erfolgen. Zudem muss bei der Standortwahl das persönliche Interesseder
Bewerber*innen berücksichtigt werden, mit einem Mindestmaß an Mitbestimmung. Die
Ausbildungsseminare benötigen qualitativ und quantitativ mehr Möglichkeiten, um
Lehramtsanwärter*innnen sinnvoll in ihrer Entwicklung zu unterstützen.
In Schulen sollte ein Dialog auf Augenhöhe stattfinden. Besonders Schüler*innen
müssen hier ernst genommen werden, denn trotz der aktuellem Strukturen werden
ihre Anliegen oft gebremst oder nicht gehört. Wir fordern daher ein regelmäßiges
Feedback der Schüler*innen für Lehrkräfte und Schulleitung. Des Weiteren sollen
Schüler*innenvertretungen auf allen Ebenen gestärkt und vernetzt werden.
Wir setzen uns für eine grundlegende Reform unseres Bildungswesens ein und
fordern dafür eine Enquete-Kommission Bildung einzusetzen, die das klare Ziel
verfolgt, das Bildungssystem zu vereinheitlichen, vereinfachen und inklusiver zu
gestalten. Zudem stehen wir in einem Übergangszeitraum für eine längere
gemeinsame Schulzeit bis Klasse 6 und die Abschaffung der verbindlichen
Grundschulempfehlung, um allen Kindern mehr Zeit für ihre Entwicklung zu geben
und Leistungsdruck zu reduzieren. Die Berufsorientierung sollte in Schulen
deutlich gestärkt werden und Lehrkräfte, gerade durch entsprechende Fortbildung,
bei der Umsetzung des Schulfachs “Wirtschaft / Berufs- und Studienorientierung”
unterstützt werden. So sollen beispielsweise Fortbildungsangebote im Handwerk
und in der Landwirtschaft für alle Arten von Lehrkräften ausgebaut werden, um
den Wert des Handwerks und der Landwirtschaft an die Lehrenden zu übermitteln.
Programme wie “Lernort Bauernhof” sollen gestärkt und bekannter werden.
Bildungschancen dürfen nicht länger vom Geldbeutel der Eltern abhängen! Wir
fordern kostenlose Schulmaterialien, also Lernmittelfreiheit für alle,
kostenlose Schulausflüge, eine flächendeckende Einführung von kostenfreien
Schulspinden und kostenlose, pflanzliche, saisonale und regionale Verpflegung in
Schulmensen. Zusätzlich müssen alle Schüler*innen Zugang zu digitalen
Endgeräten und schnellem Internet haben, unabhängig von der finanziellen Lage
der Familie. Schulsozialarbeit muss zur kommunalen Pflichtaufgabe mit
finanzieller Unterstützung durch das Land werden und auch für Lehrkräfte und
angehende Lehrkräfte zugänglich sein, um Chancengleichheit in schwierigen
Lebenslagen zu sichern.
Um Bildungsqualität und Mitbestimmung zu sichern soll eine unabhängige
Ombudsstelle geschaffen werden, an die sich alle Schüler*innen sowie Lehrkräfte
wenden können. Die Ombudsstelle soll mit Fachleuten und den entsprechenden
Interessenvertretungen eng zusammenarbeiten, um effektiv Lösungen für die
konkreten Probleme zu erarbeiten.
Das Land muss sich mit Landesprogrammen dafür einsetzen, dass die Ausstattung
einer Schule unabhängiger von kommunalen Haushalten wird. Wir brauchen
finanzielle Unterstützung und Anreize, in die Gebäude, Anlagen, Innenausstattung
und Equipment zu investieren. Das aktuelle System macht den Lernort Schule davon
abhängig, wie finanzkräftig und strukturell stark die Kommune ist, in der sie
liegt.
Im frühkindlichen Bereich fordern wir einkommensabhängige KiTa-Gebühren, eine
garantierte kostenlose, pflanzliche, saisonale und regionale Mahlzeit pro Tag
für jedes Kind sowie Sprachförderung bereits in der frühen Bildung. Bildung darf
nicht vom Zufall abhängen – wir brauchen ein starkes, gerechtes und modernes
Bildungssystem für alle!
Unterstützer*innen
- Philip Weiß